Eine alte Legende erzählt von der Gründung des Stiftes Fischbeck. Die edle Frau Helmburgis bewohnt mit ihrem Gatten Rickbert eine alte Burg, die auf dem Knick nicht weit von Hameln liegt. Rickbert ist ein gewaltiger Kriegsheld. Unter Kaiser Otto kämpft er auf dem Lechfeld gegen die Hunnen und bleibt seiner Burg jahrelang fern. Während dieser Zeit kommt ein Pilger aus dem Heiligen Land auf die Burg und wird von Helmburgis treu gepflegt. Beim Abschied reicht er ihr zum Dank einen heilkräftigen Trank. Diesen hat er aus Kräutern zusammengesetzt, die er an heiligen Stätten gesucht hat. Diesen Trank soll sie im Notfall bei Krankheiten anwenden. Nach vielen Kriegszügen kehrt Rickbert krank nach Hause zurück. Schon häufig war ihm während seines Fernseins der Gedanke gekommen ob ihm seine Frau Helmburgis wohl die Treue gehalten hätte. Sie empfängt ihren Gemahl mit großer Freude und widmet seiner Pflege sorgfältige Aufmerksamkeit. Helmburgis bereitet ihm ein Bad, und beim Anblick seines Leidens erinnert sie sich an den Heiltrunk des Pilgers. Sogleich reicht sie ihn dem kranken Gemahl. Dieser aber war nicht nur unterwegs, sondern auch bei seiner Heimkehr von Eifersucht geplagt und voll Argwohn gegen seine treue Gattin und sinkt nach Genuß des Trankes ohnmächtig im Bade zusammen. Als er nach langer Zeit wieder zu sich kommt, beschuldigte er Helmburgis, sie habe ihn vergiften wollen.
Um sich von diesem furchtbaren Verdacht zu reinigen, erklärt sich Helmburgis freiwillig bereit, durch ein Gottesurteil ihre Unschuld beweisen zu lassen...
Manfred Hausmann
Der Fischbecker Wandteppich
Legendenspiel in 5 Bildern
2 D, 2 H, 1 Dek
UA: November 1955 · Bremen