"Er haart, dein Fußballer": Der neue Held von St. Georg ist ein Hund. Auf den ersten Blick wirkt er ruhig, geradezu phlegmatisch, "ein typischer Fall von Frühvergreisung". Aber selbstverständlich ist Grissu kein gewöhnlicher Hund, sondern einer, durch den mal wieder bewiesen wird, dass Fußball keine Grenzen kennt. Für ihn wird sogar Schily tätig: Er darf, als einziger Hund, ins Stadion zum WM-Endspiel Deutschland - Brasilien. Als Zuschauer und dann als Akteur: Grissu wird ins Spiel eingewechselt und schießt ein Tor - für die Brasilianer.
So viel Ruhm ist nicht vorauszusehen, als der Mann, der übergangsweise auf Grissu aufpasst, in dem "Schleicher" ungeahnte Fähigkeiten entdeckt: Der Hund liebt Fußball, er ist der beste Dribbler weit und breit. Der Mann geht mit ihm auf Bolzplätze und zum öffentlichen Training zu St. Pauli. Hier wie da zeigt der Hund sein fulminantes Können. Der Mann, Dalai Lama lesend, ist überzeugt: Grissu ist ein wiedergeborener brasilianischer Fußballgott. Aber welcher bloß? Er kann die Frage nicht mehr klären, denn Grissu wird bald entdeckt, und mit dem Kicken im Park ist es vorbei. Der Hund wird auf Dorffesten und in Talk Shows herumgereicht und spielt einigen Profit ein.
Und dann bricht der WM-Wahn los. Alle sind im Rausch, vom Intendanten bis zum Priester:
"Freu Dich Deutschland bist im Endspiel!
Fußballgott wir danken Dir!
Morgen werden wir sie schlagen!
Klinsi wir vertrauen Dir!"
Das Wunder von St. Georg ist vermutlich der originellste Beitrag des Theaters zum Thema Fußball. Wer Gustavssons bisheriges Werk kennt, den wundert nicht, dass es ihm auch in dieser Hymne an den Fußball gelingt, einen ganzen Kosmos ironisch-liebevoll einzufangen.
Peer Paul Gustavsson
Das Wunder von St. Georg
7 D, 16 H, (Doppelbesetzungen möglich), 1 Hund, St, Verwandlungsdek
UA: 01.04.2006 · Thalia Theater, Hamburg · Regie: Dominik Günther