"Neunzig Jahre werden in diesem Stück durchmessen, das in immer rascherer Folge neunzig Weihnachtsmahle in der Familie Bayard darstellt."
Mit dieser die klassische Einheit von Zeit, Ort und Handlung negierenden Szenenanmerkung kündigt Wilder das Thema seines ersten Einakters an: das Erlebnis der Dauer, der Unvergänglichkeit im steten Fluss der Zeit. Die Bühne wird zum exemplarischen Spielort, den auf der linken Seite ein das Leben, auf der rechten ein den Tod symbolisierendes Portal flankiert.
Drei Generationen werden nacheinander im Kinderwagen auf die Bühne geschoben, wachsen heran, nehmen eine Zeitlang am Weihnachtsmahl teil und verlassen dann die Bühne durch das rechte Portal. Einzige Konstante im Zeitenwandel sind - außer dem Bühnenbild - die Gespräche derer, die an der Tafel Platz genommen haben. In ihnen artikuliert sich jenes Allgemeinmenschliche, dessen Zeitlosigkeit Wilder immer wieder in seinen Stücken sinnfällig macht. Freude und Sorge, Liebe und Leid, Geburt und Tod gehören stets von neuem zu den Gesprächsthemen der Familienmitglieder, und selbst deren Worte und Gesten wiederholen sich von Generation zu Generation. (Kindlers Neues Literatur Lexikon)
Thornton Wilder
Das lange Weihnachtsmahl
Stück in 1 Akt (abendfüllend)
(The Long Christmas Dinner)
(The Long Christmas Dinner)
Deutsch von Herberth E. Herlitschka
7 D, 5 H, 1 Dek
UA: 06.09.1966 · Cherry Lane Theatre, New York