Cravan ist ein Stück über den legendären Boxer-Poeten Arthur Cravan, den "König der verkrachten Existenzen", der sanft wie ein Elefant, schmetterlingsleicht, aber doch immer auch ein Raufbold war, denn er ließ sich lieber von einem echten Boxer k.o. schlagen, als vom Militärwahn ins Joch zwingen. Ein Deserteur also, sein Leben lang auf der Flucht vor den täglichen Kleinkriegen, 1914-1918 dem Ersten Weltkrieg ausweichend. Ende Dezember fuhr Cravan mit dem Dampfer "Montserat" von Barcelona nach New York. Die Ozeanfahrt auf dem kaum tauglichen Schiff bildet den Rahmen einer Handlung um Cravan und Trotzki, der ebenfalls auf jenem Dampfer nach Amerika fuhr und der sich in seinem Lebensrückblick auch an die Begegnung mit Arthur Cravan erinnerte: "Da waren nicht wenige Deserteure aller Länder, vorwiegend bessere Marke. Ein Maler schaffte seine Bilder, sein Talent, seine Familie, sein Vermögen unter dem Schutz eines alten Vaters aus der Feuerlinie weit weg. Ein Boxer, gleichzeitig auch ein belletristischer Schriftsteller, ein Neffe Oscar Wildes, gestand offen, er ziehe es vor, die Kiefer der Herren Yankees im noblen sportlichen Kampf zu zertrümmern, als seine Rippen von irgendeinem unbekannten Deutschen durchstechen zu lassen....Die übrigen: Deserteure, Abenteurer, Spekulanten oder aus Europa hinausgeworfene "lästige" Elemente - wem wäre denn sonst in den Sinn gekommen, in dieser Zeit auf einem armseligen spanischen Dampfer den atlantischen Ozean zu durchqueren?"
Czesliks Stück veranstaltet mit diesem authentischen Kern der Begegnung des Boxerpoeten mit dem schon damals von Spitzeln verfolgten russischen Revolutionär ein turbulentes Rollenspiel, in dem Cravan Mittelpunkt ist und in einem Netz von politischen und erotischen Verwicklungen zappelt.
Oliver Czeslik
Cravan
Stück in 3 Akten
2 D, 7 H, 1 Dek
UA: 21.01.2001 · Schauspielhaus, Graz · Regie: Ali M. Abdullah