Casa Matriz heißt ein Unternehmen, das Mütter verleiht. Der Kunde sucht sich eine Mutter aus, indem er aus einem über 1200 Rollen umfassenden Computerprogramm verschiedene Mütterrollen zusammenstellt, die die auf diese Weise bestellte Mutter dann im Spiel verwirklichen muss. Eine solche Kundin ist Victoria, eine 30jährige Literaturdozentin und Schriftstellerin. Sie hat sich eine Mutter für einen Abend gemietet, an dem sie alle nur denkbaren Varianten von Mutter-Tochter-Beziehung durchspielen lässt: die gefühllose, kalte Mutter, die sich aufopfernde Mutter, die tote Mutter ... Dementsprechend reagiert Victoria auf sie als die schlampige Tochter, die aufmüpfige Tochter, die egoistische Tochter, die schuldbeladene Tochter ... Die gespielten Szenen werden immer wieder unterbrochen, weil sie entweder zu realistisch werden und Streit zwischen Mutter und Tochter ausbricht, der Mutter Fehler unterlaufen und Victoria an der Professionalität des Rollenspiels der Mutter etwas auszusetzen hat oder die Mutter sich über die ausgewählten Rollen beschwert, wo doch ihre Lieblingsrolle die emanzipierte, mondäne Mutter ist.
Eine wortschnelle Farce über typische Probleme der Mutter-Tochter-Beziehungen, über Psychotherapiespiele, über das Geldverdienen an Neurosen von Großstadtsingles. Wunderbare Rollen für eine jüngere und eine ältere Schauspielerin.
Diana Raznovich
Casa Matriz
Stück in 1 Akt
(Casa Matriz)
(Casa Matriz)
Deutsch von Sonja Kübler
2 D, 1 Dek
DSE: 30.09.1994 · ZET Theater, Frankfurt