Roger und Sylvia sind verheiratet. Schon so lange, dass der Sohn fast volljährig und das Haus gediegen luxuriös ist. Immer noch Liebe? Vielleicht eher die Macht der Gewohnheit. Man arrangiert sich im Nebeneinander. Und vermeidet das Miteinander. Aus gutem Grund, wie Markus Bauer in seinem neuen Stück Bungalow anschaulich verdeutlicht.
Als Sylvia in ihrem Wohnzimmer einen Haufen frisch entbundener Hundebabys findet, bittet sie Roger, diese zu beseitigen. Sofort! Noch heute Nacht soll er die verrückte Nachbarin – die für Sylvia zweifelsohne dahintersteckt – dazu zwingen, diese Hunde zu entfernen. Doch Roger will nach einigem Zögern nicht so wie sie. Er muss noch arbeiten und hat keine Zeit, nicht für sie, nicht für die Alte, nicht für die Hunde und auch nicht für den Sohn, der gefällt ihm mittlerweile sowieso überhaupt nicht mehr. Da könnte Sylvia sich auch mal besser kümmern. Sagt Roger. Sylvias Nackenhaare sträuben sich. Im Wohnzimmer die blutigen Hundewelpen, im Kinderzimmer der verschlossen Pubertierende und vor ihr der Versager. Sie schnappt zurück. Die Erfahrung ihres gemeinsamen Lebens bewährt sich zumindest in der zielsicheren Platzierung von Beleidigungen.
In dem verbalen Gemetzel dieser einstmals Liebenden lässt Markus Bauer jugendliche Gewalttäter zu Wort kommen, die für ihre Verachtung keine Worte mehr finden und sich einzig von der Tat eine kurzfristige Erlösung erhoffen. Diese fragwürdige Erlösung bleibt Roger und Silvia vorenthalten. Zu fest sind sie in ihren Schein verwurzelt. Was muss das muss. Jeden Morgen aufs Neue. Und oben im Zimmer, da sitzt einer, der schweigt und mauert und bekommt alles ganz genau mit. Soviel ist sicher.