Um die Jahrhundertwende bevölkern Huren, Berufsspieler, Trickbetrüger, Klavierspieler Storyville und ziehen unzählige Vergnügungssüchtige in diesen sündigen Bezirk von New Orleans.
Buddy Bolden, ein Schwarzer, von Beruf Friseur, ist der ungekrönte König des Viertels. Seinem Kornett entlockt er faszinierend fremde, gegen den Strich gespielte Töne, die seine Umgebung berauschen. Rastlos stürzt er sich in das wilde Treiben seiner Zeit. Eines Tages verschwindet er. Sein alter Kumpel Webb sucht Prostituierte, Zuhälter, Musik- und Saufkumpanen, einen verkrüppelten Fotografen auf, um den Freund aufzustöbern. Webb findet Buddy - verstrickt in eine heillose Dreiecksgeschichte.
Doch kurz nach der gemeinsamen Rückkehr nach Storyville treibt die Suche nach sich selbst und die Sehnsucht nach Einsamkeit Buddy wieder fort: der Mann, der den Jazz erfunden haben soll, verliert sich bei einer Parade in der Stadt und bläst sich dabei um den Verstand.
Buddy Boldens Blues ist Ondaatjes eigene Dramatisierung seines Romans, der im Februar 1995 unter dem gleichen Titel in Deutschland erschien. So wie Webb mit Hilfe weniger Indizien nach Buddy Bolden sucht, so ist auch Ondaatjes Roman (und somit sein Stück) eine einzige Spurensuche. Aus den Bruchstücken eines Lebens rekonstruiert er einen Zusammenhang. Und es entsteht das faszinierende Porträt einer bewegten Epoche und eines Mannes, der auf der Suche nach sich selbst den Verstand verlor und von dem kein authentisches Zeugnis, nur der Mythos blieb.
Michael Ondaatje
Buddy Boldens Blues
Stück in 2 Akten
(Coming through Slaughter)
(Coming through Slaughter)
Deutsch von Adelheid Dormagen
7 D, 18 H, Ensemble (Doppelbesetzungen möglich), Verwandlungsdek
DSE: 21.02.1997 · Schillertheater NRW, Schauspielhaus Wuppertal · Regie: Holk Freytag