Drei Musiker reden sich den Osten herbei.
Getrieben von dieser seltsamen Sehnsucht nach Versehrtheit und nach echten Problemen, kommen sie an in ihrem Balkan. Und werden dort von einer Rebellenorganisation entführt. Der Grund: Sie sollen ihnen eine Revolutionshymne schreiben.
Die drei Musiker sind jung, politisch engagiert und erfolglos. Gerne wären sie selber Rebellen, gerne möchten sie mit ihrer Musik gegen das System ansingen, gerne hätten sie etwas zu sagen. Denn als Zeitgenossen der hiesigen westlichen Welt sind sie längst gefangen im Diskurs des Irgendwies: „Ja, man kann da irgendwie nicht mehr so einfach schwarz-weiss-malen, aber man muss doch trotzdem irgendwie dagegen sein dürfen, oder nicht?“
Ihrem „eigentlich möchten wir schon dagegen sein“- Rebellentum stehen plötzlich die echten Rebellen gegenüber. Was die wollen, wird durchgesetzt. Notfalls mit Gewalt. Das ist verlockend, aber garantiert nicht korrekt. Den Kapitalismus und die Globalisierung abschaffen, das will auch die Band, aber so greifbar und konkret hat man sich das dann doch nicht vorgestellt. Man spürt das „echte Leben“ und weiss nicht recht, was man damit soll.
Der Schlagzeuger Robert wird am meisten herausgefordert und radikalisiert. Sein Gerechtigkeitssinn, seine political correctness werden plötzlich in Frage gestellt. Er muss lernen, dafür oder dagegen zu sein. Plötzlich gibt es ganz reale Feinde, zu deren Verbündetem man sich machen oder gegen die man sich zur Wehr setzen kann. Und dann gibt es da ja auch noch die Tochter des Rebellenchefs…
Daniel Mezger
Daniel Mezger
Balkanmusik
1 D, 4 H
UA: 21.01.2011 · Staatstheater Mainz · Regie: Jan-Christoph Gockel