Marlene Streeruwitz

Bagnacavallo.
3 D, 5 H, St, 1 Dek
UA: 17.10.1995 · Bühnen der Stadt Köln · Regie: Torsten Fischer
Die Unterworfenen haben den Königen deren Macht also wieder einmal bestätigt, da sie sie nicht definieren konnten, sprachlos wie sie waren; (...)Deshalb kann man nicht die zur Verantwortung ziehen, welche Macht haben, sondern man muss diejenigen hervorreißen, welche die Mächtigen in ihrer Unterwerfung gemacht haben - immer entschlossener in ihrem Willen zur Unterwerfung. Um das zu beschreiben, muss man sich mit so was auskennen, auch mit dem Blut, das beide, Männer wie Frauen, als Fachmänner (...) als ihr ureigenstes Putzmittel für sich reklamieren (aber sie machen damit natürlich nur noch mehr Dreck), die einen, indem sie es ergießen, die anderen, indem sie es auch vergießen, aber aus sich selbst heraus. Ich kenne keine, die sich in diesen Sachen besser auskennt als Marlene Streeruwitz. Und diese Unbeschreiblichkeit dessen, dem wir alle unterliegen, macht ihre Stücke gleichermaßen konkret wie vollkommen rätselhaft. Und jeden Moment kann sie das Konkrete ins Rätselhafte umschlagen lassen. Da sich die Macht nicht beurteilen lässt (...) möchte sie vielleicht langsam, sie war ja immer da, und gut genug: fortgehen. Sie möchte vielleicht, dass einmal andere sie ausüben, bitte sehr, probieren wir das halt, es wird sich nichts ändern. Aber man kann das immerhin zeigen in den Petrischalen, die Marlene Streeruwitz da auf die Bühne stellt, unter stetigem Umrühren zehn Minuten auf kleinster Hitze. Wen oder was suchen Sie denn in diesem schwachen Dunst, der vom Herd aufsteigt, oder ist das etwa eine Wiese? Der Morgen ist schon da, der Morgen kann es nicht sein. Aber. Das Leben. Das wird es ihr schon besorgen? Was besorgen? Keiner lügt hier. Alle lügen. Es ist Theater. Genau der richtige Ort dafür. (Elfriede Jelinek)