"Die Operette ist ein abgelebtes, nicht mehr produktives Genre; daß es gleichwohl im Theaterbereich das populärste ist, hängt, wie bekannt, mit der Derivat-Form zusammen (die vorgespielten Melodien erklingen im vorhinein als Wiedererkennungsmelodien, die vorgeführten Geschichten sind geschichtslos). (Botho Strauß)
Sie geht in die Oper, er bleibt vorm Fernseher kleben. Man vergewissert sich gegenseitig - nicht ohne komische Missverständnisse auszulösen und auch scheinbar aufzuklären - der großen unvergänglichen Gefühle; nachdem sie scheinbar fort ist, beginnen die Haushaltsgegenstände, ihre eigene Oper aufzuführen, eine Eifersuchtsarie, wie sie absurder kaum sein könnte, beginnt und führt zu grotesken Verwicklungen zwischen ihr, die zurückkommt vor der Zeit, und ihm, der inzwischen eine Prostituierte bestellt hat, die aber am Ende nur wieder zum verlogenen Ausgangspunkt ihrer in der Langeweile längst erstickten Ehe zurückführt.
Eine brilliante Persiflage auf das Genre der Großen Oper und deren Schwundform, der Operette.
Thomas Hürlimann
Aufstand der Schwingbesen
Operette in 2 Akten
Musik von Daniel Fueter
2 D, 1 H, 1 Dek
UA: 08.12.2000 · Theaterhaus Gessnerallee, Zürich · Regie: Albrecht Hirche