Andras und Antonia wurden von einem Kontaktprogramm füreinander ausgewählt. Die erhofften Gemeinsamkeiten wollen sich allerdings nicht gleich beim ersten Treffen einstellen. Selbiges findet in der sicheren Anonymität des virtuellen Raumes statt. Und dort gestaltet sich zwar einiges fremder als im Realen, vieles aber deutlich einfacher. Von einer platonischen über eine sexuelle zu einer gewaltvollen Annäherung dauert es hier nicht sehr lange.
Fasziniert von der Außerkraftsetzung physikalischer und biologischer Gesetze, reizen Andras und Antonia die Möglichkeiten aus. Setzt eine physische Abwesenheit nicht gleichzeitig gesellschaftliche Regelsysteme außer Kraft? Kann eine virtuelle Existenz überhaupt zur Rechenschaft gezogen werden? In rasender Geschwindigkeit durchlebt das ungelenke Paar die Eckpfeiler einer Romanze. Und als die Kommunikation nach dem Liebesakt zu versiegen droht, begibt man sich auf die Suche nach neuer Stimulanz. Doch die Abstraktion bekommt Konturen. Das Konkrete schimmert durch und präsentiert sich ungeahnt bedrohlich. Die beiden haben mehr miteinander zu tun, als ihnen lieb sein kann.
In Andras und Antonia setzt Marcus Braun sich mit den Spielarten des Virtuellen auseinander. Chöre queren diese Begegnungen im Nirgendwo und begleiten das Spiel mit Poesie. Was für einen Sinn ergibt die Unterscheidung von wirklicher und virtueller Welt, wenn das erfundene Leben immer größeren Raum einnimmt und das reale in den Abgrund zu ziehen vermag?
Marcus Braun
Andras & Antonia
Auftragswerk für die von der BHF-Bank initiierten Frankfurter Positionen 2008
1 D, 1 H