Albert ist neun Jahre alt. Albert ist dick, auf eine Weise dick, wie sonst nur ein Schneemann. Und Albert ist angreifbar. Provoziert man ihn, schlägt er zu. Ein Mechanismus, den er selbst nicht kontrollieren kann. Ein paar mal ist er deswegen schon von der Schule geflogen. Typisch, sagen viele: "Der Russlanddeutsche, der Schlägerjunge".
Seine Mutter verzweifelt an ihm, gibt ihn zu seinen Vater. Für den aus Kasachstan stammenden Vater zählt nur der harte, männliche Überlebenskampf, die Mutter verlangt Anpassung, sie will den sozialen Aufstieg.
Zwei Welten, zwischen denen Albert hin- und hergerissen wird. Dann erfindet er sich eine eigene und lernt, dass es andere genauso machen. Selina etwa, das Mädchen, das er geschlagen hatte.
"Die festen Weltbilder sind hin, die sozialen Strukturen sind ziemlich kaputt und unsere kapitalistische Konsumwelt geht mit einer ungeheuren Wucht auf die ungeschützten, unbehausten Wesen los ... und wenn da alles so glatt liefe, wie es dieses Angstbild zitiert, dann würde diese Wucht sie alle zu kleinen Zombies machen. Außen hochglanzlackiert, innerlich völlig desorientiert...
Doch hinter der Coolness, die man der Außenwelt hinhält, steckt ziemliches Chaos.
Das heimliche Gefühl etwa, dass innendrin ein Monster steckt, das man niemanden zeigen darf. Die albernen Ängste nicht, die Unsicherheiten, Feigheiten, das ganze Bündel von Schwächen, das man mitschleppt und auch noch die albernen Größenphantasien und Träumereien. Das zeigt man den anderen nicht, denn alle anderen sind ja irgendwie normal, hängen ihr halbwegs zufriedenes Gesicht in die Welt. Nur von sich selbst, da weiß man, es ist alles gelogen, eine Maske."
(Aus Ulrich Zaums Notizen zum Stück)
Albert und der Sumo-Engel ist ein Auftragswerk für das Theater der Jungen Welt, Leipzig. Dort wird es am 1. Juni 2006 zur Uraufführung kommen.
Ulrich Zaum
Albert und der Sumo-Engel
Stück für Menschen ab 10 Jahren
2 D, 5 H, 3 stumme Rollen bzw. Puppen
UA: 01.06.2006 · Theater der Jungen Welt, Leipzig