In einer Collagentechnik à la Short Cuts geht Mike Bartletts neues Stück 13 der Frage nach einer Alternative zum ungebremsten Kapitalismus und militärischen Abenteurertum der heutigen Zeit nach. In der ersten Hälfte des Stücks, die in einem alptraumhaften modernen London spielt, wird eine verwirrende Anzahl von Figuren eingeführt: militante jugendliche Protestierende, ein ungehobelter Anwalt, ein atheistischer Akademiker, ein amerikanischer politischer Gesandter und seine Frau, und die konservative Premierministerin, eine einsame Nachfahrin von Thatcher. Sie alle werden von demselben apokalyptischen Traum heimgesucht und fühlen sich hingezogen zu oder stehen in Zusammenhang mit John, einem charismatischen jungen Mann, der die Notwendigkeit predigt, den herrschenden Idealen von Geld und Macht abzuschwören.
Im zweiten Teil, in dem die Regierung sich entschließt, eine amerikanische Invasion des Iran zu unterstützen, kommt es zu einer großen Debatte zwischen dem missionarischen John, der pragmatischen Premierministerin und dem krebskranken, islamophoben Akademiker Stephen. Sie zeigt, dass die wirkliche Kluft nicht zwischen verschiedenen politischen Parteien verläuft, sondern zwischen populären Protestbewegungen, die von Facebook und Twitter getrieben den wirklichen Wandel wollen, und etablierten Regierungssystemen, die krampfhaft am Status Quo festhalten.
“Bartlett has pinned down, in a way few dramatists recently have, the unease that is currently in the air: the sensation that we are sleepwalking into some kind of disaster that may stem from economic collapse, environmental upheaval or the logical extension of the war on terror.” (The Guardian)
Mike Bartlett
13
(13)
Deutsch von Lorenz Langenegger
7 D, 6 H, St
UA: 25.10.2011 · National Theatre, London · Regie: Thea Sarrock
frei zur DSE