Die Eröffnung der diesjährigen Mülheimer Theatertage entpuppte sich bereits selbst als preiswürdiges Spektakel. Wiebke Puls, Julia Diederich und Alexander Riemenschneider ließen Caren Jeß und Roland Schimmelpfennig als Preisträger.innen 2023 übermütig hochleben. Die tollen Laudationen können hier noch einmal nachgelesen werden.
Schauspielerin Wiebke Puls feierte mit performativer Genialität die Mülheim-Gewinnerin Caren Jeß mit ihrer KATZE ELEONORE als ganz große Dramatikerin. Für Momente schien es fast so, als halte die Katze selbst eine sich völlig verausgabende Rede auf ihre Schöpferin. Wie Wiebke Puls mit Stimme, Körper und Worten zu elektrisieren vermochte, war ein Kunsterlebnis der ganz besonderer Art:
Ich sage es gern und mit dreckspfauenhaftem Augenaufschlag: Ich durfte 2018 schon einmal eine Laudatio auf Caren Jeß halten. Damals fiel es mir leicht, Caren für ihr schräge-Vögel-Stück Bookpink zu loben, mit dem sie dann später auch an
ebendieser Stelle großen Erfolg hatte.
Junge Frau, Du alte Mühlheim-Häsin!
Sechs Jahre später
steht es mir nicht mehr zu, Dich zu loben. Ich verneige mich vor Deiner
inspirierenden, rasant voranschreitenden Arbeit. Die Katze Eleonore räkelt sich gerade auf dem zweiten Drittel dieser Piste.
zur vollständigen Laudatio Mülheimer Dramatikpreis 2023 an Caren Jeß von Wiebke Puls
Aus Perspektive der Leserin und des Publikums beschrieb die Illustratorin Julia Diederich, wie sie der Katze Eleonore schon nach ihrer ersten Lektüre verfallen war und nicht umhin konnte, ihrem unbeirrbaren Eigensinn bis nach Mülheim zu folgen:
WÄRE ICH ELEONORE,
wäre ich heute einfach liegen geblieben.
In der Sonne.
Oder abgehauen. Über die Dächer. Wohin auch immer.
Doch liebe Eleonore, wegen dir bin ich hier!
Und wegen deiner Erfinderin. Caren Jeß.
zur vollständigen Laudatio Publikumspreis 2023 an Caren Jeß von Julia Diederich
Der Regisseur und Intendant Alexander Riemenschneider betrachtete mit liebevoller Genauigkeit „Das Märchen von der kleinen Meerjungfrau“ und das auch ansonsten wogende Werk von Roland Schimmelpfennig:
Schimmelpfennig erzählt in Wellen, vor- und zurück, ein Vorwagen, Entwerfen, und wieder Ver-werfen. Die eine Version einer Geschichte überrollt die nächste, verstärkt oder verschluckt sie oder bricht in sich zusammen – eine Brandung entsteht, ein Text mit einer fluiden Qualität, der den Anschein erweckt, er würde erst im Moment des Sprechens entstehen und könnte ebenso gut ganz anders sein – eine Welle in einem Meer von Möglichkeiten.
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