„Sechs Rednerinnen können nur einen Querschnitt durch die mehr als 100 eingesandten Reden abbilden.“, sagt Friederike Emmerling in ihrer leidenschaftlich ungehaltenen, berührenden Eröffnungsrede im Kasseler Rathaus. Diese sechs Frauen verkörpern die Vielfältigkeit der Reden und machen ihre Geschichten für alle im Saal und auch an den Bildschirmen des Livestreams erfahrbar. Die Performance-Künstlerin Michèle Métail, aus Lasalle, Frankreich, angereist, beginnt mit dem Rücken zum Publikum mit ihrer unsichtbaren Rede. Rameza Monir schlägt einen Regenbogen zwischen allen Frauen, egal welchen Hintergrunds, und legt den Fokus auf das, was uns vereint. Anne Sicking teilt schmerzhafte Traumata von sexueller Gewalt, die Teil von ihr und leider auch vielen weiteren Frauen sind. Sandra Meyer ist Viele: nämlich viele Frauen, die zu einer grauen Masse verschmelzen und nicht gesehen werden. Mit viel Charme und Komik kämpft sie für mehr Sichtbarkeit. Tina Adomako berichtet von einer Erfahrung mit Alltagsrassismus, die sie dazu brachte ihre Rede zu schreiben. Die 17-jährige Cara Platte geht sehr virtuos selbstbewusst der Frage auf den Grund, was es eigentlich heißt, „Frau“ zu sein.
Diese sechs Reden sind so verletzend aber auch verletzlich, sie sind roh, zart, hoffnungsvoll, empowernd und vor allem so wichtig ungehalten gehalten zu werden!
Bereits zum dritten Mal haben die Stiftung Brückner-Kühner und der Verlag S. Fischer Theater & Medien ungehaltene Frauen dazu aufgerufen, ungehaltene Reden einzureichen. Aus 138 Einreichungen wurden im Oktober 2023 von einer Jury sechs Reden und ihre Rednerinnen ausgewählt: Michèle Métail (Lasalle, Frankreich), Rameza Monir (Fritzlar), Anne Sicking (Frankfurt am Main), Sandra Meyer (Ludwigsburg), Christina Adomako (Mettmann), Cara Platte (Leipzig)
Die sechs Reden wurden auf Einladung der Stiftung Brückner-Kühner und der Stadt Kassel am Sonntag, 10. Dezember 2023 im Kasseler Rathaus vor Publikum gehalten.
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