Es dröhnt. Es dröhnt so laut, da kann sich ja keiner konzentrieren. Sind das jetzt die Trompeten der Endzeit? Lass mich noch schnell den Level zu Ende spielen. Ey schau mal, die alte Meller liegt tot auf der Straße. Selfie mit an alter Frau knabberndem Kater! Retweet! The revolution will not be televised, aber die Apokalypse wird sicher auf Youtube gepostet. Zwischen Flutkatastrophe und Erdbeben noch schnell ein Sonnengruß. Was in den Achtzigern noch Schubsen war, ist heute ja schon Kehleaufschneiden. Aber ich steh halt auf Neon, nur nicht im Krieg. Der Mann an der Kante von Ulro lacht. Auf seiner Stirn steht: Verstand. Panzer rollen die Straße herauf, ein Junge wird erschossen. Alter, du hast’n Kind umgebracht! Da reicht eine Mutter ihre Hand zur Vergebung – und endlich wird es still.
Beben ist ein Stimmengewirr, eine Assoziationskette aus witzigen, ironischen und berührenden Dialogen inmitten postmoderner Informationsflut. Im medialen Overkill aus Katastrophenmeldungen, Werbung und sozialen Medien sind Gewalt und Krieg nah und fern zugleich. Das Siegerstück des Heidelberger Stückemarkts 2016 vermischt virtuelle und physische Realitäten, kontrastiert Banalität und Pathos und führt dabei vor, wie uns die durch Bildschirme vermittelte Welt immer mehr kalt lässt. (Ankündigung Burgtheater Wien)
Es spielen Daniel Jesch, Marta Kizyma, Valentin Postlmayr & Martin Vischer. Regie führt Anna Stiepani. Weitere Informationen zur Erstaufführung am Burgtheater finden Sie hier.
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