Mit der österreichischen Erstaufführung von Werner Schwabs FAUST :: MEIN BRUSTKORB : MEIN HELM wird die neue Spielzeit im Schauspielhaus Graz eröffnet.
Am Anfang steht ein altbekanntes Bild: Ein Studierzimmer und darin Faust, der hadert und zweifelt. Doch Faust beklagt nicht – wie bei Goethe – das Versagen allen Wissens, sondern gänzlich allen Sinns. Die Welt ist nicht zu ertragen. Unter Alkohol und wahnhaftem Neuordnen seiner Bücher bleibt alles Kopfgeburt: Der Osterspaziergang ist in eine Diskothek verlegt und doch verlässt Faust nie seine Studierstube, Mephisto wird als „flammendes Ebenbild“ im Spiegel erschaffen, in Auerbachs Keller findet sich eine saufende und musizierende Schattengesellschaft, Margarethe begegnet ihm vor einer Telefonzelle und Valentin entpuppt sich als Rivale um ihre Gunst.
Auf der Walpurgisnacht-Party altert Faust rapide, zugleich ist aber auch der junge Faust anwesend. Es kommt zu Sex und Gewalt. Drei Tote sind das Resultat – und ein alter Faust, der „irrsinnig“ lachend das Schlachtfeld seiner Imagination betrachtet. Werner Schwabs sprachgewaltige Faust-Paraphrase wurde erst nach seinem frühen Tod 1994 posthum veröffentlicht und zählt zu den sogenannten Coverdramen. Goethes Text dient ihm dabei genauso als Material, das es zu gestalten gilt, wie Sprache an sich. „Ich behandle Sprache wie ein Bildhauer. Egal ob’s Gold oder Dreck ist, man untersucht den Stoff, mit dem man herumspielt.“ (Schwab) In diesem Sinn greift er Motive aus Goethes Faust heraus, kleidet sie in bestes Schwabisch – seinen einzigarten „Sprachhund“ – und schafft damit, in den Worten der Lustigen Person von Goethes Faust, „in bunten Bildern wenig Klarheit“. (Ankündigung Schauspielhaus Graz)
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