"Welch buchenswertes Ereignis!" ruft der Kellner Mager vom Gasthaus Zum Elephanten in Weimar aus, als aus einer Reisekutsche die berühmte Heldin aus den Leiden des jungen Werther aussteigt, um einige Wochen in Weimar zu verbringen. Charlotte Kestner, geborene Buff aus Wetzlar ist inzwischen 63 Jahre alt. Seit der in aller Welt berühmt gewordenen Episode Lottes mit dem jungen Goethe sind 44 Jahre vergangen und seitdem hat sie Goethe nie wiedergesehen.
Die Bearbeitung konzentriert sich auf die Hauptfigur Lotte, die bei Thomas Mann Anlass ist, sich über Goethe auszulassen, in allen Schattierungen dessen Wirkung in Weimar darzustellen. Diese Bearbeitung ist wie der Roman respektlos im Umgang mit Goethe: alle, die bei Lotte vorsprechen, beklagen sich bitter über ihn.
Lotte hört mit Verwunderung zu und bringt doch immer wieder durch geschicktes Fragen die Rede auf sich und Werther. Sie will das einzige "Urbild" der Lotte sein, auch wenn sie, anders als die Lotte im Buch, blaue Augen hat. Sie ist ihrer eigenen Bedeutung auf der Spur.
Skizzenhaft stellt die Bearbeitung die Figuren vor, sie sind mit Attributen ausgestattet, die schauspielerisch einen ironischen und leichten Umgang mit den "Rollen" erlauben. Es wird gespielt und gelesen. (Brigitte Landes)
Thomas Mann
Lotte in Weimar
Nach dem gleichnamigen Roman
Dramatisiert von Brigitte Landes
3 D, 3 H, 1 Dek
UA: 01.11.1998 · Deutsches National Theater, Weimar · Regie: Brigitte Landes