Die stöhnend schöpfende Gaia von Nele Stuhler ist eine der lustvollsten und enerviertesten Weltenschafferinnen, die je beschrieben wurden. Unentwirrbar die Geschöpfe, die sie aus sich schöpfen, stülpen muss. Und unüberschaubar das Entstandene. Chaos. So viel zu schaffen. So viel zu ordnen. Unentwegt. Und ganz allein und ganz durchdrungen von der Weiblichkeit: Die Nichts, die Himmel, die Luft, die Nacht und vieles mehr. Doch all das ändert sich, als Gaia irgendwann den Phallus schöpft. Da teilt die Schöpfung sich. In Sie und Er. Und Kinder purzeln nur so raus. Doch nicht mehr nur aus ihr. Der Beischlaf macht’s möglich. So ist das Schöpfen nicht mehr nur noch Gaias Ding. Und damit fühlen sich die anderen irgendwie auch wohler. Weil es nicht schaden kann, wenn noch ein MAN dabei ist.
Diese Komödie ist so reich an schrägem Witz und liebenswerten Schrulligkeiten, dass zu hoffen ist, die Welt wäre niemals auf andere Art und Weise entstanden. Denn wenn die Worte sich am Anfang selber schöpfen und das Chaos Chor wird oder umgekehrt, dann hinterfragt sich der Mythos und die ihn bevölkernden Figuren auf so charmante und lustige Art und Weise selbst, dass es eine Freude ist, diesem Schaffensprozess beiwohnen zu dürfen.
Nele Stuhler
Gaia googelt nicht
5 Darsteller, oder mehr oder auch weniger
UA: 9.6.2021 · Deutsches Theater Berlin (Open Air / Innenhof) · Regie: Sarah Kurze