"Ich bleibe genau da stehen, wo ich bin, ich gehöre nicht rein, nicht raus, ich gehöre der Schwelle..."
Menem ist Türsteher im Café Europa. Sein Platz ist das Dazwischen - vor dem Laden wie im Leben. Menem ist zersplittert, aufgeteilt zwischen den ungleichen Kulturen, in die er gestellt wurde. Er benutzt ein "Leben von der STANGE, eine Sprache von der STANGE", nichts darin ist für ihn maßgeschneidert. Die Tür ist seine Krücke: Hier wird er gebraucht, hier weiß jeder, wer und was er ist, an sie kann er sich halten in der Wurzellosigkeit - zwischen drinnen und draußen.
Natascha erschüttert sein ewiges Mantra vom "Ich gehör genau hierher". Natascha, die berühmte Schauspielerin, die gerade eben erst ihren Halt verloren hat, die sich selbst in Auflösung befindet. Menem soll ihr schattenhafter Bewacher sein, frei in allem - nur da sein soll er. Ihre neue Bindung, eine Wurzel. Menem bleibt an der Tür.
Der Gedanke an seine Eltern erschüttert ihn in seiner schützenden Selbstversicherung. Aber die Erinnerung an seine heimatlose Familie ist auch Bestätigung dafür, dass das Dazwischen der einzig richtige Platz für ihn ist. Yusuf und Maria, die toten Eltern von Menem, sind im gleichen Zwiespalt: Sie möchte das Bewährte, auch wenn es fremd ist, er möchte in die Heimat seiner Vorfahren wandern, einen Schatz zu finden, das Geheimnis des Brunnens entdecken.
Eva könnte ein Ruhepol für Menem sein. Sie würde mit ihm bleiben, sie würde mit ihm gehen, egal. Es wäre immer ein Zuhause. Nur entscheiden muss er sich.
Nach Dog eat Dog und Dogland ist Café Europa* der dritte Teil der Heimattrilogie. Dicht und eindrücklich erzählt Calis von Menschen ohne innere oder äußere Heimat und der Suche danach.
Nuran David Calis
Café Europa*
Heimattrilogie III
3 D, 2 H
UA: 16.09.2006 · Schauspiel Essen · Regie: Stephanie Sewella